Tamara Minder

An-ge-dacht

Muttertag Nadel 2 (Foto: z.V. Michael Lo Sardo)

Einen gesegneten Muttertag.
Natürlich weiss ich, dass 2022 der Muttertag am 08. Mai, also wie immer am zweiten Sonntag im Mai ist. 2021 war er am 9. 2021 war die Welt auch schon nicht mehr in Ordnung – so sie dies überhaupt jemals gewesen ist? Ich glaub nicht wirklich! Auf jeden Fall niemals überall auf der Welt und für Jederfrau. Seit 2017 begehe ich den Muttertag, ohne meine Mutter, ohne einen Besuch oder zumindest einen langen Anruf, denn 2017 ist sie verstorben – meine Mutter. Muttertag ohne Mutter! Das geht irgendwie bei aller Traurigkeit, die da immer wieder aufkommt, weil sie nicht mehr da ist. Aber das ist ja der «normale» Gang der Dinge, dass Mütter, Väter, Eltern vor ihren Kindern gehen – sterben.

Schlimm – eigentlich unsagbar – ist es, wenn Mütter ein Kind verlieren, sie verwaiste Mütter werden. Schlimm auch für Väter, aber es geht grad mal um die Frau, die Frauen, die erlebt haben und in jedem Augenblick überall auf der Welt erleben, wie Leben unter ihrem Herzen heranwächst, sie, ihren Körper, ihr eigenes Leben drastisch verändert; der erste sanfte Tritt des Kindes im Mutterleib, die Bewegungen und unvergesslich das Erlebnis der Geburt. Unter Schmerzen und Lebensgefahr für Mutter und Kind bringt eine Frau neues Leben zur Welt. Dieses kleine «Häufchen, Zellenbündel, unendliches Wunder» Leben der Mutter direkt nach der Geburt auf den Bauch, an die Brust gelegt.

Da haben wir Männer keine Ahnung von, was das wirklich bedeutet! Wie viele Mütter werden dieses Jahr wieder und erst recht «Muttertag» unter Tränen verbringen,
- weil sie ihr Kind haben sterben sehen, weil sie nicht genug zu Essen und zu Trinken hatten?
- weil ihr Kind auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt getötet wurde – egal auf welcher Seite?
- weil, weil, weil… -warum?

«Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lk 23,43a) sind letzte Worte des Kindes einer Mutter, die zusehen musste, wie ihr Sohn getötet wurde, weil mächtige Männer Angst hatten, ihre Macht zu verlieren… .

Der Hunger nach Macht ist die tödliche «Stecknadel» eines jeden Muttertages – eines jeden Tages unserer Welt.

„Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt.“ ―Jimi Hendrix

Ich wünsche uns allen einen gesegneten Muttertag voll Glaube, Hoffnung, Liebe – Leben. Amen.

Pfarrer Michael Lo Sardo
Bereitgestellt: 29.04.2022      
aktualisiert mit kirchenweb.ch