Tamara Minder

An-ge-dacht

An-ge-dacht Februar 2025 (Foto: zvg Pfr. Michael Lo Sardo)

Vergiss es nie...
Es ist der 06. Januar 2025. Ich schreibe diese Zeilen und es ist schon wieder „alles vorbei“! Der Tannenbaum, der uns seit dem 1. Advent 2024 in der Kirche erfreute, er ist seit gestern Geschichte. Wie schnell doch die Zeit vergeht und wie kurz ist der Augenblick.

In diesem Jahr feiern wir 750 Jahre Kirche Ammerswil. Welch eine lange Zeit. Meine Gedanken gehen zurück zum Sonntag, bevor der Tannenbaum in unserer Kirche stand – dem Ewigkeitssonntag. Kurz bevor der Gottesdienst begann, knallte ein Schneeball an die Fensterscheibe des Chorraums. Ein Junge hatte ihn ans Fenster geworfen und damit nicht nur ungewollt mich und andere erschreckt, sondern mit dem Schneeball am Kirchenfenster ein Sinnbild erweckt:

So wie der Schneeball ungewollt und ungefragt geformt und ans Fenster der Kirche geworfen wurde, so sind wir ins Leben gerufen, ja geworfen. Und als wir geboren, zur Welt gekommen sind, da hat diese Kirche schon Jahrhunderte gestanden. Wir leben, kleben am Leben eine kurze Weile in Freude und Leid, verändern uns und werden alt und schwach.

So wie der Schneeball eine kurze Zeit - und doch erstaunlich lange – an der Fensterscheibe hing, um dann hinabzugleiten, zu Boden zu fallen und nur einige Wassertropfen erinnerten an ihn, die noch für eine kleine Weile blieben.

„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre.“ (Psalm 90,10) und was bleibt, das ist diese Kirche, die schon lange da ist, die lebendig ist durch die Menschen, die über die Jahrhunderte mit ihr verbunden, mit ihr und in ihr lebten und leben. Dieses Gebäude steht für die Zusage unseres Glaubens: Du bist kein Zufall, keine Laune der Natur, sondern ein geliebtes Kind Gottes, Deines Schöpfers. Und er will Dich tragen in Deinem Leben, in guten und in schwierigen

Zeiten. Und Du sollst niemals aus Gottes liebenden Händen fallen, weil er Dich, seit er als Kind zur Welt gekommen, in seinen liebenden Händen hält – so Du ihn lässt.

So wird, wenn wir schon lange nicht mehr sind, auch die Kirche von Ammerwil noch lange sein und ihr Turm ragt in den Himmel hinein, wie ein Finger, der auf das Höhere zeigt, und seine Glocken mahnen uns, welch Stündlein uns tut schlagen.

Das volle Geläut verkündet Gottes Gegenwart in Raum und Zeit, in einer Welt, die immer weniger davon hält…

Vergiss es nie!
Pfr. Michael Lo Sardo


Bereitgestellt: 31.01.2025     Besuche: 11 Monat